Vergesslichkeit gehört für viele Menschen zum Älterwerden dazu – doch wann steckt mehr dahinter? Als neuropsychologische Fachpraxis erleben wir immer wieder, wie wertvoll es ist, frühzeitig Klarheit zu gewinnen. Ein Demenz-Check kann helfen, Symptome besser einzuordnen – und rechtzeitig die richtigen Schritte einzuleiten.
In diesem Beitrag erklären wir, wann ein Screening sinnvoll ist, wie eine neuropsychologische Demenzdiagnostik abläuft und warum frühes Erkennen ein echter Gewinn für Betroffene und Angehörige ist.
Wann ist ein Demenz-Screening sinnvoll?
Ein Demenz-Screening kann in vielen Situationen hilfreich sein, z. B. wenn:
- Alltagsprobleme zunehmen: z. B. häufiger Dinge verlegt werden, Termine vergessen oder Rechnungen liegenbleiben.
- Verhaltensänderungen auftreten: z. B. Rückzug, Stimmungsschwankungen, auffällige Unsicherheiten.
- Angehörige besorgt sind, ohne es genau benennen zu können.
- Vorerkrankungen wie Schlaganfälle, Parkinson oder Long-COVID bestehen, bei denen kognitive Einschränkungen möglich sind.
- Jemand Gewissheit sucht, ob es sich um eine „normale“ Altersveränderung handelt – oder mehr dahintersteckt.
Nicht jede Vergesslichkeit bedeutet gleich eine Demenz. Aber je früher eine genaue Abklärung erfolgt, desto besser lassen sich individuelle Unterstützungsstrategien entwickeln – und gegebenenfalls medizinische Behandlungsoptionen einleiten.
Wie läuft eine neuropsychologische Demenzuntersuchung ab?
In unserer Praxis kombinieren wir wissenschaftlich fundierte Verfahren mit individueller, zugewandter Beratung. Der Ablauf umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Vorgespräch
Hier klären wir gemeinsam, welche Beschwerden vorliegen, wie lange diese bestehen und was bisher untersucht wurde. - Testdiagnostik
Mithilfe standardisierter neuropsychologischer Tests erfassen wir gezielt verschiedene Leistungsbereiche:- Gedächtnis
- Aufmerksamkeit
- Sprache
- Exekutive Funktionen (z. B. Planen, Problemlösen)
Die Testung erfolgt in ruhiger Atmosphäre, meist über ca. 90–120 Minuten – je nach individueller Belastbarkeit.
- Auswertung & Rückmeldung
Wir werten die Ergebnisse aus, vergleichen sie mit altersentsprechenden Normwerten und geben eine verständliche Rückmeldung:- Gibt es Hinweise auf eine beginnende Demenz?
- Sind die Leistungen altersgerecht?
- Gibt es andere mögliche Ursachen wie Erschöpfung, Depression, Medikamente?
- Beratung & Empfehlungen
Je nach Ergebnis sprechen wir Empfehlungen aus – z. B. für weitere medizinische Abklärung, Therapien, Angehörigenschulungen oder Gedächtnistraining.
Optional: Hausärzt:innen, Neurolog:innen oder andere Fachstellen erhalten mit Einwilligung des/der Patient:in einen schriftlichen Bericht.
Fallbeispiele aus der Praxis
Frau M., 72 Jahre:
Sie kam auf Wunsch ihrer Tochter in unsere Praxis. Ihre Tochter bemerkte seit Monaten zunehmende Vergesslichkeit, doch Frau M. selbst nahm das nicht so deutlich wahr. Im Test zeigten sich deutliche Schwierigkeiten beim freien Erinnern, jedoch gute Ergebnisse bei unterstütztem Wiedererkennen – ein Muster, das für eine leichte kognitive Störung spricht. Wir konnten frühzeitig Strategien empfehlen und gleichzeitig Frau M. und ihre Tochter entlasten: Es war noch keine manifeste Demenz – aber ein erhöhtes Risiko.
Herr M., 66 Jahre:
Nach einem kleinen Schlaganfall fiel ihm das Strukturieren von Aufgaben schwer, er fühlte sich unsicher im Alltag. Die neuropsychologische Diagnostik zeigte v. a. Defizite in der exekutiven Kontrolle – nicht aber im Langzeitgedächtnis. Die Diagnose „vaskuläre kognitive Beeinträchtigung“ ermöglichte eine gezielte Therapie und eine bessere Einschätzung für den beruflichen Wiedereinstieg.
Warum frühe Diagnostik so wichtig ist
Mehr Lebensqualität: Frühzeitige Hilfen können Sicherheit geben, Überforderung vermeiden und Lebensfreude stärken.
Gezielte Therapien: Je nach Ursache kann man die Progression verlangsamen – z. B. durch Medikamente oder kognitive Verfahren.
Entlastung für Angehörige: Frühzeitiges Verstehen der Veränderungen hilft, einfühlsam und angemessen zu begleiten.
Vorsorge treffen: Je früher Klarheit besteht, desto besser lassen sich Entscheidungen zur Zukunft, Pflege oder rechtlichen Vorsorge treffen.
Ein Demenz-Screening ist kein „Stempel“, sondern ein Schritt in Richtung Klarheit, Sicherheit und Orientierung – für Betroffene wie für Angehörige. Es braucht Mut, sich dem Thema zu stellen – aber noch mehr Kraft, in Unsicherheit zu leben.
Wir unterstützen Sie dabei mit Fachlichkeit, Empathie und einem offenen Ohr.
Wenn Sie Fragen haben oder einen Termin vereinbaren möchten – wir sind für Sie da: Kontakt und Standorte