Die Begriffe „kognitive Verhaltenstherapie“ und „neuropsychologische Therapie“ tauchen oft im Zusammenhang mit psychischen oder neurologischen Beschwerden auf. Beide klingen ähnlich – und beide arbeiten „mit dem Denken“. Aber: Es handelt sich um unterschiedliche Therapieansätze mit verschiedenen Zielen, Methoden und Einsatzbereichen.
Was ist kognitive Verhaltenstherapie (KVT)?
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine der bekanntesten und am besten erforschten Formen der Psychotherapie. Sie wird bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen eingesetzt – etwa bei:
- Depressionen
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- Burnout
- Traumafolgestörungen
Grundidee: Gedanken, Gefühle und Verhalten beeinflussen sich gegenseitig. Wer z. B. glaubt, „Ich schaffe das sowieso nicht“, wird eher ängstlich oder antriebslos – und handelt entsprechend zurückhaltend.
Ziel: Negative Denk- und Verhaltensmuster erkennen, hinterfragen und gezielt verändern. Die Patient:innen lernen, realistischere Denkweisen zu entwickeln und neue Verhaltensstrategien im Alltag anzuwenden.
Beispiel: Eine Person mit sozialer Angst lernt in der KVT, wie sie sich schrittweise mit angstauslösenden Situationen konfrontieren und eigene Gedanken („Alle lachen über mich“) durch realistischere Überzeugungen ersetzen kann.
Was ist neuropsychologische Therapie?
Die neuropsychologische Therapie richtet sich gezielt an Menschen mit einer Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns, z. B. nach:
- Schädel-Hirn-Trauma
- Schlaganfall
- Hirntumoren
- Multipler Sklerose
- Demenz
- Long-Covid
- ADHS
Ziel: Die Therapie hilft, kognitive Einschränkungen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen oder reduzierte Problemlösefähigkeiten zu erkennen und damit besser umzugehen.
Dabei werden zwei Strategien kombiniert:
- Restitution: gezielte Übungen zur Wiederherstellung von Hirnfunktionen (z. B. Aufmerksamkeitstraining)
- Kompensation: Entwicklung von Strategien, um mit bleibenden Defiziten besser zurechtzukommen (z. B. Gedächtnishilfen)
Auch psychische Belastungen wie Reizbarkeit, Ängste oder Stimmungsschwankungen, die durch die Hirnverletzung entstanden sind, werden therapeutisch begleitet – allerdings mit Fokus auf den neurokognitiven Zusammenhang.
Was unterscheidet die beiden Therapieformen konkret?
Aspekt | Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) | Neuropsychologische Therapie |
---|---|---|
Zielgruppe | Menschen mit psychischen Erkrankungen | Menschen mit Hirnschädigung/-erkrankung |
Ziel | Veränderung von Gedanken und Verhalten | Verbesserung kognitiver Funktionen & Alltagskompetenz |
Therapiefokus | Gefühle, Gedanken, Verhaltensweisen | Aufmerksamkeit, Gedächtnis, exekutive Funktionen |
Methode | Gesprächspsychotherapie mit Übungen und Hausaufgaben | Kognitive Tests, computergestütztes Training, Alltagsstrategien |
Typische Störungen | Depression, Ängste, Zwänge | SHT, Schlaganfall, MS, Demenz, Long-Covid |
Kann man beides kombinieren?
Ja, absolut! In vielen Fällen ergänzen sich die beiden Ansätze sehr gut. Beispiel:
- Eine Patientin mit Long-Covid hat Konzentrationsprobleme (neuropsychologische Therapie)
- Gleichzeitig belastet sie ihre Unsicherheit und Erschöpfung emotional stark (KVT)
In solchen Fällen arbeiten Psychotherapeut:innen und Neuropsycholog:innen oft interdisziplinär zusammen, um den Menschen ganzheitlich zu unterstützen.
Fazit: Die richtige Therapie hängt von der Ursache ab
Ob kognitive Verhaltenstherapie oder neuropsychologische Therapie – beide setzen beim Denken an, verfolgen aber unterschiedliche Ziele. Während die KVT psychische Muster verändert, zielt die neuropsychologische Therapie auf die Wiederherstellung bzw. Kompensation kognitiver Leistungsfähigkeit.
Wenn Sie unsicher sind, welche Therapie für Sie die passende ist, sprechen Sie uns gerne an. Gemeinsam finden wir den besten Weg – bei Neuropsychologie Armgardt bieten wir sowohl neuropsychologische Therapie als auch kognitive Verhaltenstherapie an. Lesen Sie hierzu gerne mehr: Leistungen