Viele Menschen kennen es: Nach einer überstandenen COVID-19-Erkrankung fühlt sich der Kopf „wie in Watte gepackt“ an. Gedanken laufen langsamer, Konzentration fällt schwer, Worte fehlen – selbst alltägliche Aufgaben wirken plötzlich überwältigend. Dieses Phänomen hat einen Namen: Brain Fog – zu Deutsch „Gehirnnebel“.
Aber was genau steckt hinter diesem Begriff? Wie entsteht Brain Fog, wie verläuft er, und was kann man dagegen tun? In diesem Beitrag erklären wir, was die Wissenschaft dazu sagt – und wie Sie mit neuropsychologischer Unterstützung wieder zu mehr Klarheit und Leistungsfähigkeit zurückfinden können.
Was ist „Brain Fog“?
„Brain Fog“ ist kein medizinischer Fachbegriff, sondern eine Sammelbezeichnung für eine Reihe kognitiver Symptome, die besonders nach viralen Infektionen wie COVID-19 auftreten. Betroffene berichten typischerweise von:
- Konzentrationsstörungen
- Gedächtnisproblemen
- verlangsamtem Denken
- Wortfindungsstörungen
- Reizüberflutung und mentaler Erschöpfung
Das Erleben reicht von „Ich kann mir einfach nichts mehr merken“ bis zu „Ich habe das Gefühl, ich funktioniere nicht mehr wie früher“. Oft tritt Brain Fog im Zusammenhang mit Fatigue, Schlafstörungen oder psychischer Belastung auf.
Wie entsteht Brain Fog?
Die Ursachen von Brain Fog bei Post-COVID sind noch Gegenstand intensiver Forschung. Mehrere Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen:
- Entzündungsprozesse im Gehirn (neuroinflammatorische Veränderungen)
- Veränderte Hirnnetzwerke und Signalverarbeitung (z. B. verminderte Konnektivität im Frontalhirn)
- Sauerstoff- oder Durchblutungsprobleme während der akuten Infektion
- Dysregulation des autonomen Nervensystems (z. B. bei POTS)
- Chronische Fatigue oder depressive Symptome als Folgebelastung
Studien mit funktioneller Bildgebung zeigen, dass insbesondere präfrontale und temporale Hirnregionen – also jene für Denken, Sprache und Gedächtnis – nach COVID-Infektionen weniger effizient arbeiten.
Wie äußert sich Brain Fog im Alltag?
Viele Menschen berichten von:
- Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen
- Unfähigkeit, Informationen länger zu behalten
- Problemen beim Strukturieren von Aufgaben oder Terminen
- Überforderung bei multisensorischen Reizen (z. B. Supermarkt, Bildschirmarbeit)
- „Wort auf der Zunge“-Erlebnissen
- Schwierigkeiten beim Lesen oder Verfassen von Texten
Die Symptome können fluktuieren und treten oft tagesabhängig oder nach geistiger Anstrengung (PEM) verstärkt auf.
Was hilft bei Brain Fog? – Behandlungsoptionen & Strategien
1. Neuropsychologische Diagnostik & Training
Eine präzise Diagnostik (z. B. bei uns in der Praxis Armgardt) hilft dabei:
- die genauen kognitiven Schwächen zu identifizieren,
- psychische und physische Einflussfaktoren zu erkennen,
- und ein individuelles, alltagsbezogenes Trainingsprogramm zu entwickeln.
Neurokognitive Trainingsprogramme können dabei gezielt Bereiche wie:
- Gedächtnis
- Aufmerksamkeit
- Informationsverarbeitung
- Sprache
verbessern – entweder computergestützt oder alltagspraktisch (z. B. mit Merkstrategien, Visualisierung, Strukturierungshilfen).
2. Förderliche Übungen für zu Hause
Regelmäßige, kurze Einheiten sind meist effektiver als seltene Marathon-Sessions. Geeignet sind u. a.:
- Gedächtnisübungen: Zahlen- oder Wortreihen merken, Mindmaps erstellen, kleine Einkaufsliste ohne Zettel einprägen
- Sprachübungen: Wortflüssigkeit (z. B. „Wie viele Tiere fallen dir in 1 Minute ein?“), Kreuzworträtsel
- Aufmerksamkeitstrainings: visuelle Suchspiele, Reaktionsspiele (z. B. Apps wie CogniFit, NeuroNation)
- Verarbeitungsgeschwindigkeit: Texte zusammenfassen, laut vorlesen, Tempoübungen
3. Pacing und Energie-Management
Gerade bei kognitiver Fatigue ist es wichtig, den richtigen Belastungspunkt zu finden – nicht zu viel, nicht zu wenig.
Pacing bedeutet:
- Aktivitäten in kleinen Etappen planen
- mentale Erholungspausen einbauen, bevor Erschöpfung eintritt
- Alarmsignale des Körpers ernst nehmen (z. B. Konzentrationsabfall, Kopfschmerz, Reizbarkeit)
Hilfreich sind Tools wie:
- Energie-Tagebuch zur Belastungskontrolle
- „Stoplight“-System (grün = gute Phase, gelb = Warnphase, rot = Pause)
4. Alltagsstrategien bei Brain Fog
Viele kleine Tricks können im Alltag Großes bewirken:
- Strukturierte Tagespläne (z. B. To-do-Listen, feste Pausenzeiten)
- Reizarme Umgebung (weniger Hintergrundgeräusche, mehrere kurze Arbeitsphasen)
- Digitale Helfer (Erinnerungs-Apps, Sprachmemos)
- Kognitive Rituale (z. B. morgens eine Liste schreiben, abends Rückblick-Notizen)
- Genügend Schlaf, regelmäßige Bewegung, stabile Ernährung – auch das Gehirn braucht gute „Treibstoffe“
5. Therapieansätze: Neurostimulation und mehr
Neben klassischem kognitiven Training gewinnen auch neue Verfahren an Bedeutung:
- Biofeedback zur Regulation von Stress und Aufmerksamkeit
- Psychotherapeutische Unterstützung, wenn Brain Fog mit Angst, Depression oder Traumaerfahrungen verknüpft ist
In komplexen Fällen kann eine interdisziplinäre Reha mit neurologischer, neuropsychologischer und ergotherapeutischer Begleitung sinnvoll sein.
Unsere Erfahrung bei Neuropsychologie Armgardt
In unserer Praxis in Bremen haben wir inzwischen Hunderte Patient:innen mit Post-COVID-Symptomen, insbesondere mit Brain Fog und Fatigue, gesehen, begleitet und erfolgreich diagnostisch betreut.
Wir wissen: Diese Symptome sind kein Zeichen von Schwäche – sie sind messbar, behandelbar und ernst zu nehmen. Unser spezialisiertes Team bietet:
- präzise Diagnostik
- individuelle Therapieplanung
- alltagsnahe Empfehlungen
- menschliche Begleitung auf Augenhöhe
Wenn Sie oder Ihre Angehörigen das Gefühl haben, dass der Kopf einfach „nicht mehr richtig funktioniert“ – lassen Sie uns gemeinsam hinschauen. Oft ist der erste Schritt der wichtigste.
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