Eine entspannte Adventszeit – wie wir unser Gehirn entlasten und zur Ruhe kommen

Die Adventszeit wird oft als Zeit der Besinnung beschrieben. In der Realität fühlt sie sich für viele jedoch ganz anders an: Termine, Erwartungen, To-do-Listen, emotionale Verpflichtungen. Statt Ruhe entsteht Druck – und unser Gehirn läuft auf Hochtouren.

Dabei ist gerade jetzt Entlastung wichtig. Nicht nur für unser Wohlbefinden, sondern auch für unsere mentale Gesundheit.

Warum die Adventszeit unser Gehirn besonders fordert

Unser Gehirn liebt Struktur, Vorhersehbarkeit und Pausen. Genau diese Grundlagen geraten in der Adventszeit jedoch oft aus dem Gleichgewicht. Reizüberflutung, soziale Anforderungen, ständiger Entscheidungsdruck und emotionale Trigger aktivieren das Stresssystem und halten das Gehirn in dauerhafter Alarmbereitschaft.

Die Folgen zeigen sich auf neurobiologischer Ebene: Der präfrontale Cortex, der für Planung, Übersicht und Selbstregulation zuständig ist, wird zunehmend überlastet. Gleichzeitig übernimmt das limbische System schneller die Kontrolle. Gedanken beginnen zu kreisen, innere Unruhe nimmt zu, Erschöpfung macht sich breit.

Kurz gesagt: Wir funktionieren – statt zu fühlen.

Entlastung beginnt nicht im Kalender, sondern im Gehirn

Entspannung bedeutet nicht, noch einen „Punkt zur Selbstfürsorge“ auf die Liste zu setzen. Wahre Entlastung entsteht, wenn das Nervensystem spürt: Ich bin sicher. Ich muss gerade nichts leisten.

Schon kleine Impulse können dabei viel bewirken.

1. Weniger entscheiden
Jede Entscheidung verbraucht mentale Energie. Vereinfachte Abläufe, wiederkehrende Routinen und bewusst reduzierte Erwartungen entlasten den präfrontalen Cortex enorm.

2. Pausen ohne Ziel
Nicht jede Pause muss produktiv sein. Momente ohne Ablenkung – kein Handy, kein Podcast, kein „schnell noch“ – helfen dem Gehirn, Reize zu verarbeiten.

3. Bewusste Langsamkeit
Langsames Gehen, ruhiges Atmen, leise Musik. Diese Signale aktivieren den parasympathischen Teil des Nervensystems – den Teil, der für Regeneration zuständig ist.

4. Emotionen zulassen statt regulieren
Die Adventszeit bringt oft auch Melancholie oder Müdigkeit mit sich. Wenn wir Gefühle nicht sofort „wegmachen“ wollen, sinkt der innere Widerstand – und damit der Stress.

5. Schlaf als wichtigste Ressource
Schlaf ist keine Nebensache. Gerade der präfrontale Cortex reagiert sensibel auf Schlafmangel. Ausreichender Schlaf bedeutet bessere Emotionsregulation, klareres Denken und mehr innere Ruhe.

Entspannung ist ein neurobiologischer Zustand

Entspannt sein heißt nicht, dass alles perfekt ist. Es bedeutet, dass das Gehirn nicht permanent im Alarmmodus ist.
Dass Gedanken langsamer werden.
Dass wir wieder Zugang zu uns selbst spüren.

Die Adventszeit kann genau das sein: kein Wettlauf, kein „muss noch“, sondern eine Einladung zur inneren Reduktion. Vielleicht beginnt Entspannung nicht mit einem freien Tag – sondern mit einem einzigen bewussten Moment.

Wir wünschen eine entspannte restliche Adventszeit!

1080 1350 Neuropsychologie Armgardt