Exekutive Funktionen – wie Planen, Handlungssteuerung, Impulskontrolle oder Arbeitsgedächtnis – sind entscheidend für unseren Alltag. Menschen mit exekutiven Störungen, etwa nach einer Hirnschädigung, bei ADHS, Depressionen oder nach einem Schlaganfall, stehen häufig vor erheblichen Herausforderungen: Termine werden vergessen, Aufgaben bleiben unvollendet, Entscheidungen fallen schwer.
Doch es gibt Hilfen – ganz praktische, erprobte Ansätze, die den Alltag strukturieren und entlasten können.
Strukturhilfen – Kleine Helfer mit großer Wirkung
Strukturhilfen – Kleine Helfer mit großer Wirkung
1. Checklisten und Routinen
Der Klassiker – und noch immer hochwirksam.
– Tägliche Abläufe als feste Routinen verankern (z. B. „Morgenprogramm“)
– Aufgaben in einzelne Teilschritte aufteilen
– Sichtbar platzierte Checklisten (z. B. an der Tür, am Kühlschrank) helfen, nichts zu vergessen
2. Kalender und Erinnerungsfunktionen
Digitale Kalender (z. B. Google Calendar, Outlook) bieten nicht nur Übersicht – sie können auch erinnern:
– Termine + Vorbereitungszeit mit Erinnerungsfunktion einstellen
– Farbcodierungen für Wichtigkeit oder Lebensbereiche
– Gemeinsame Kalender mit Angehörigen synchronisieren
3. Timer, Wecker, Zeitscheiben
– Pomodoro-Technik: 25 Minuten Arbeit, 5 Minuten Pause – mit Küchentimer oder App
– visuelle Timer (z. B. Time Timer) für Kinder oder bei Zeitgefühlstörungen
– Wecker als Erinnerung an „Stoppzeiten“ – z. B. um Hyperfokus zu beenden
4. Wearables & Smartwatches
– Erinnerung an Medikamenteneinnahme, Bewegung, Pausen
– Apps mit „Nudging“-Funktion (sanfte Hinweise)
– Sprachsteuerung („Hey Siri, erinnere mich um 15 Uhr an das Telefongespräch“)
– Vorteil: Am Körper getragen – geringere Vergessensgefahr
5. Apps zur Aufgabenverwaltung
Tools wie Todoist, Trello, Notion oder Microsoft To Do helfen, Aufgaben zu strukturieren – und priorisieren. Wichtig: Nicht zu komplex werden!
– Täglich 3 Hauptaufgaben festlegen
– Aufgaben mit Deadlines versehen
– Checklisten mit Hakenfunktion: Erfolg sichtbar machen
Aus der Praxis: Was funktioniert – und wo hakt’s?
In der neuropsychologischen Therapie zeigt sich oft: Die Technik allein reicht nicht – entscheidend ist die Einbettung in den Alltag und die individuelle Anpassung.
Funktioniert gut, wenn …
✔ die Hilfen regelmäßig genutzt und eingeübt werden
✔ Bezugspersonen (Partner, Kinder, Kolleg:innen) unterstützend eingebunden sind
✔ klare, einfache Strukturen gewählt werden – weniger ist mehr!
✔ positive Rückmeldungen erfolgen („Super, das hat heute mit dem Timer gut geklappt!“)
Hakt oft, wenn …
✘ zu viele Tools gleichzeitig genutzt werden → Überforderung
✘ das System zu aufwendig oder technisch kompliziert ist
✘ Motivation fehlt, weil der Nutzen nicht direkt spürbar ist
✘ die Impulskontrolle fehlt – z. B. trotz Erinnerung die Handlung „weggewischt“ wird
Alltagshilfen bei exekutiven Störungen sind keine Wundermittel – aber sie können den Alltag deutlich strukturieren und entlasten. Wichtig ist, gemeinsam passende Werkzeuge auszuwählen, regelmäßig zu reflektieren, was funktioniert – und geduldig zu bleiben. Kleine Schritte, sichtbar gemacht, führen oft zu überraschend großen Veränderungen.
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